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Hokkaido
Dort, wo die Natur das Sagen hat und jede Jahreszeit ihre ganze Pracht entfaltet.

Alle unten gezeigten Fotos wurden von mir aufgenommen. Bitte verwenden Sie sie nicht ohne meine Erlaubnis.
Hokkaidō liegt ganz im Norden Japans und ist die zweitgrößte Insel des Archipels. Die Region ist bekannt für ihre eindrucksvollen Landschaften und ihre ausgeprägten Jahreszeiten. Obwohl sie nur eine Präfektur umfasst, bietet sie eine erstaunliche natürliche Vielfalt – von verschneiten Bergen und glasklaren Seen bis hin zu tiefen Wäldern und wilden Ebenen.


Wenn der Sommer in Hokkaidō Einzug hält, zeigt sich die Insel von einer ganz anderen Seite. Fernab der drückenden Hitze des Südens erblüht sie in leuchtenden Farben und feinen Düften. Lavendelfelder wiegen sich im Wind, sanfte Hügel sind mit blühenden Reihen in Pastell- oder kräftigen Tönen bedeckt – wie lebendige Gemälde, sorgfältig vom Menschen gestaltet. Hier wird Natur gepflegt, ohne ihren wilden Geist zu verlieren. Ein sanfter, heller Sommer – stellenweise fast europäisch – aber mit jener japanischen Eleganz in jedem Detail. Ein stiller Moment, in dem die Zeit langsamer zu fließen scheint.


Und wenn die Sonne über Hokkaidō untergeht, entfaltet sich eine andere Art von Magie. Goldenes Licht gleitet über die Seen, die Wolken färben sich in sanfte, tiefe Töne, und allmählich kehrt Stille ein. Ob am Meer oder an einem ruhigen Seeufer – manche Abende bieten atemberaubende Schauspiele, vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Wenn aber alles passt, wird der Himmel Hokkaidōs zu einer bewegten Leinwand, live gemalt vom Licht. Flüchtige, kostbare Augenblicke, in denen man nur noch schauen – und atmen – möchte.


Wenn die langen Sommertage dem Winter weichen, zeigt sich ein ganz anderes Hokkaidō. Das Licht wird sanfter, der Schnee zeichnet die Landschaft mit fast grafischer Präzision neu. In Hakodate verwandelt die kalte Jahreszeit die Stadt: Vom Gipfel aus gesehen, liegt sie zwischen zwei Ozeanen – elegant wie der Schwanz einer Wale. Nicht weit entfernt wird das sternförmige Fort Goryōkaku zu einem stillen Winterbild. Hier ist der Winter mehr als eine Jahreszeit – er ist ein Rahmen aus Stille und Anmut.


Doch Hakodate ist nur ein Ausschnitt dessen, was Hokkaidō im Winter bereithält. Verlässt man die Städte, betritt man eine Welt, die ganz vom Schnee geformt ist. Stille Hügel, unberührte Felder, gefrorene Wälder – überall herrscht Weiß, beruhigend und fast unwirklich. Jeder Baum wird zur Skulptur, jede Straße zu einer flüchtigen Spur. Die Insel wird still – und zugleich lichtdurchflutet. Ein tiefer, stiller Winter, in dem das Schweigen genauso zählt wie die Landschaft.


Manchmal wird der Winter in Hokkaidō nicht nur schön – sondern fast abstrakt. Ein einzelner roter Torii, aufgerichtet vor eisigen Wellen, scheint der Zeit und den Elementen zu trotzen. Weiter entfernt zeichnet sich eine Reihe einsamer Bäume über einem weißen Meer ab, nur durch wenige Spuren unterbrochen. Es braucht nichts mehr – und nichts weniger. Die Stille wird zur Sprache, die Landschaft zur Meditation. In dieser endlosen Weiße erhält jede Form, jede Farbe eine neue Bedeutung. Der Winter lädt hier nicht nur zum Schauen ein – sondern zum Spüren.


Doch hinter den erstarrten Landschaften offenbart Hokkaidō eine andere Seite der Natur: die Tierwelt, die durchhält – leise, aber stets präsent.
Entlang der Westküste, auf der Panoramastraße der Ororon Line, kann man mit etwas Glück den majestätischen Riesenseeadler entdecken – auf einem Baum sitzend oder über dem eisigen Meer schwebend. Mit seinem schwarz-weißen Gefieder und dem kräftigen gelben Schnabel verkörpert er die Kraft und Widerstandsfähigkeit der hiesigen Tierwelt.
Weiter draußen, in den verschneiten Ebenen oder am Waldrand, schleicht der Hokkaidō-Rotfuchs vorbei – seine leuchtende Silhouette hebt sich deutlich vom weißen Hintergrund ab. Überall auf der Insel anzutreffen, steht er für Klugheit und Anpassungsfähigkeit – Eigenschaften, die man braucht, um in dieser rauen Umgebung zu überleben.


Manchmal offenbart der Winter eine fast archaische Szene. Eine Gruppe Hirsche schreitet langsam, in einer Linie, über die gefrorene Oberfläche eines Sees. Die Stille ist vollkommen – und doch ist da Bewegung, fließend, fast rituell. Sie ziehen eine zarte Spur durch das Weiß, als würden sie sich von einer uralten Erinnerung leiten lassen – teils Instinkt, teils Anmut. Es ist eine stillere, lebendigere Form von Schönheit. In solchen Momenten zeigt Hokkaidō, dass die Natur hier niemals ganz schläft – sie beobachtet, sie ist in Bewegung.


Für Wintersportfans ist Hokkaidō ein wahr gewordener Traum. Hier fällt der Schnee regelmäßig und in Fülle – leicht, trocken, seidig – und gilt als der beste Japans, vielleicht sogar weltweit. Besonders ist auch, dass sich all das auf niedriger Höhe abspielt – in einer Landschaft, die zugleich zugänglich und spektakulär ist. Die Pisten sind abwechslungsreich, die Ausblicke weit, und der Schnee so weich, dass man fast das Gefühl hat, man könne gar nicht richtig stürzen. Egal ob Anfänger oder Profi – hier ist alles da, um zu gleiten, zu atmen und den Winter so zu erleben wie sonst nirgends.
Hokkaidō ist kein Ort, den man einfach nur besucht – man erlebt ihn mit allen Sinnen. Mit jeder Jahreszeit zeigt er neue Kontraste – mal zart, mal kraftvoll. Von Sommerblüten bis zu winterlicher Stille, von großer Tierwelt bis zu winzigen Spuren im Schnee – Hokkaidō bietet eine seltene Erfahrung: ein Japan, das weiter, wilder und echter ist. Eine eigene Welt – man kommt für die Landschaften, und geht als ein anderer Mensch.